Nr. 29 - Damen und Herren

Das richtige Wort am stillen Ort

In Zeiten, in denen die öffentliche Toilettensituation mehr und mehr zum Gesprächsthema wird und Gemüter sich an ihr erregen oder spalten, haben wir zumindest für den Festivalzeitraum an Pfingsten einen Vorschlag für das richtige Wort am stillen Ort.

Selbstbenennungen von Menschen, die sich nicht in Zweigendernormen wiederfinden sind nichts Neues. Begrifflichkeiten wie trans*, genderqueer, genderfluid oder Inter* haben längst Einzug in unsere Sprach- und Denkwelt erlangt und sorgen somit für Gesprächs- und Diskussionsstoff.
Vereinfacht wären da die Befürworter:Innen*, die eine sprachliche Verankerung und Anpassung im Gesetz fordern, um politisch korrekt und zeitgemäß gegen Diskriminierung im Sprachgebrauch vorzugehen und auf der anderen Seite diejenigen, die damit einhergehend den Verfall der Sprache befürchten.
Wie ist es also möglich, jedes Individuum korrekt anzusprechen, ohne in einem undurchschaubaren Buchstabenwirrwarr zu landen?
Selbst in einer zweigeschlechtlichen Welt führte dies schon zu Diskussionen und dazu, dass Menschen sich immer wieder ausgegrenzt, falsch behandelt oder sogar beleidigt fühlten, daher stellt sich die Frage, ob es mit zusätzlichen Definitionen des Geschlechts wirklich leichter, fairer und durchschaubarer werden würde.
Was wäre aber, wenn wir – statt diverser neuer Bezeichnungen und dem damit verbundenen Buchstabensalat – mal entgegen unseres Naturells einen Schritt zurückgingen und in den Vordergrund rückten, dass wir alle Menschen sind? Ungeachtet unseres Geschlechts. Wenn wir nicht haarklein alles aufspalteten und stattdessen unsere Gemeinsamkeiten über die Unterschiede stellten?
Neben unserem Aussehen definieren wir Menschen uns vor allem durch unsere Taten. Könnten wir uns demnach nicht einfach mit dem, was wir tun, ansprechen? Daher direkt die Frage an Sie: Kämen Sie sich unkorrekt behandelt vor, wenn ich Sie mit „Lesende“ anspräche?

Um zur Toilettensituation zurückzugelangen, wegen der wir überhaupt hier gelandet sind, möchte ich die Frage aufwerfen, ob heutzutage eine Trennung der Toiletten notwendig ist. Muss weiterhin gekennzeichnet sein, ob es sich um eine Toilette für Frauen, Männer, Diverse oder Behinderte handelt oder wäre es nicht viel fairer, Toiletten zur Verfügung zu stellen, die für jeden Menschen geeignet und mit dem einfachen Wort „Toilette“ oder „WC“ gekennzeichnet sind?
 

Fotograf: Hans-Ulrich Kreß

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